557 557 FUDUTOURS International 21.11.24 11:18:38

23.05.2018 ND Gorica – NK Ankaran Hrvatini 4:1 (1:1) / Športni park Gorica / 500 Zs.

Die neunzigminütige Zugfahrt von Venezia nach Udine wird uns durch die Vorberichterstattung zum letzten Spieltag der Serie A versüßt. Die italienische Bahn hat erkannt: Wenn man schon Monitore in den Abteilen hängen hat, dann kann man dort natürlich auch Fußball zeigen. Morgen wird Udinese Calcio im Abstiegsschlager auf den Bologna FC treffen und vor heimischem Publikum den Klassenerhalt hoffentlich unter Dach und Fach bringen können. Unsere Vorfreude wird nur kurz getrübt, als wir aus der Heimat die dramatische Neuigkeit erfahren, dass Sandro Wagner soeben aus der Nationalmannschaft zurückgetreten ist. Und, Freunde, es wird noch schlimmer: Auch Günter Hermann wird unter Jogi Löw nicht mehr für die deutsche Auswahl auflaufen!

Schnell haben wir unser plüschiges Stundenhotel in der „Viale Leonardo Da Vinci“ erreicht und nach nur kurzer Sorge darüber, der albanische Gastgeber könnte mit unseren von ihm so über den grünen Klee gelobten deutschen Personalausweisen über die Berge der Karnischen Alpen entschwunden sein, sind wir auch schon in der Gastronomie des „Due Palme“ eingekehrt. Während wir auf unsere Ausweise und die Bereitstellung unserer Zimmer warten, „überzeugt“ das Restaurant des Hauses auf ganzer Linie. Es gibt frisches Veltins vom Fass und bedauerlicherweise ist um kurz vor 12.00 Uhr die Lasagne ausverkauft. Wenn in Italien die Nudeln alle sind, dann bleiben keine Fragen offen.

Nach dem Festmahl zieht es uns zunächst zu einer Siesta auf die Zimmer und dann bei latentem Nieselregen in die Innenstadt und zum „Castello di Udine“. Im Vorbeigehen erfahren wir im Fanshop, dass die Eintrittskarten für das morgige Spiel zu je 5€ verramscht worden sind und dass das Stadion bereits restlos ausverkauft sein soll. Durch die personengebundenen Tickets ist gleichzeitig die Hoffnung passé, auf dem Schwarzmarkt zuschlagen zu können und wohl oder übel muss man sich nun damit abfinden, zwei sinnentleerte Tage in Udine verbringen zu müssen. Richtig spektakulär wird der Stadtspaziergang dann nur, als am „Piazza della Libertà“ eine Schauspieltruppe in mondänen Renaissancekleidern (vielleicht auch Barockkleider – da möchte ich mich nicht streiten müssen) auftaucht und in historischer Kulisse von einer Schar Fotografen abgelichtet wird. FUDU sitzt im Hintergrund etwas niedergeschlagen Bier trinkend auf den Treppen und sorgt so dafür, dass zumindest ein Schandfleck mit Photoshop aus den ansonsten sicherlich hübschen Motiven entfernt werden muss…

Am Samstagabend zeigt der lokale Irish Pub entgegen unserer Hoffnung leider keine Spiele des FA-Cup und nicht einmal das Basketballspiel zwischen den Amici Pallacanestro Udine und Junior Casala Monferrato wird trotz der Ankündigung auf der Werbetafel eingeschaltet, weil der einzige reservierte Sechsertisch soeben telefonisch abgesagt hat. Der Sticker „No Dacia Arena“, der neben uns an der Wand prangt und der sich vermutlich eher gegen den Neubau und den Sponsorennamen als solches richtet, wird für uns zum geflügelten Wort des Abends. Noch ein Bier, bitte. Stößchen, No Dacia Arena, kein Fußball für FUDU!

Am Sonntag schlendern wir noch einmal durch die Stadt. Das Wetter ist uns glücklicherweise besser gesonnen als gestern, sodass der Aufenthalt an der frischen Luft für etwas Farbe im Gesicht sorgen kann. Auch die Fotos der Stadt sehen heute deutlich besser aus, wovon sich die Fotografen, die vermutlich gerade jetzt über Photoshop brüten, um uns Atzen zu retuschieren, aber auch nichts kaufen können. Die „Bar Sportivo“, die wir im Internet auserkoren hatten, um den Abstiegskrimi wenigstens am TV verfolgen zu können, hat sonntags logischerweise geschlossen. Wäre ja auch blöd, eine Sportkneipe zu öffnen, wenn Fußball im TV läuft. Also treibt es uns zu einem weiteren Insidertipp am anderen Ende der Stadt und tatsächlich haben sich hier acht Menschen, die Udine offenbar alle hassen, um den Fernseher versammelt und fiebern mit den Gästen aus Bologna mit. Im „Stadio Friuli“ werben gleich sechs verschiedene Wettanbieter im Wechsel an den digitalen Banden und zu unserem großen Ärgernis sind gut 1/3 der bunten Sitzschalen verwaist, dennoch gilt das Stadion mit 24.015 Zuschauern (zumindest im Heimbereich) offiziell als ausverkauft. Schön, dass sich tausende Luigis und Antonios mit Karten eingedeckt haben, um dann mit dem Culo zu Hause zu bleiben. Am Ende gewinnt Udine 1:0 und in der Kneipe freut sich niemand über den Klassenerhalt. Auch FUDU hat nach 48 Stunden in der Stadt die Faxen dicke. Udine auf’s Frimaul!

 

Am Montagmorgen heißt es für FUDU dann „Neues Land, neues Glück“ und mit einem Rucksack voller guter Hoffnungen wird am „Finaltag der Amateure“ Slowenien als Ziel der Reise auserkoren. In der italienischen Grenzstadt Gorizia kehrt das Glück zu den beiden FUDU-Schweinen (oder zu den bekackten Amateuren) zurück und der Bustransfer, der die Orte Gorizia und Nova Gorica nur alle zwei Stunden miteinander verbindet, lässt lediglich fünf Minuten auf sich warten. Für faire 1,30 € haben wir die Grenze recht schnell passiert, nur kurz darauf unsere slowenische Absteige in Stadionnähe erreicht und im Anschluss ein erstes Bier auf dem Tisch stehen. Ich verfalle in große Sorge, da ich den halben Liter „Union“ schneller leere als Günter. Recht schnell ist klar: Udine hat meinen Reisekumpanen leider krank gemacht, sodass ich den ersten Stadtbummel im Anschluss von Schnitzel und Roastbeef alleine bewältigen muss.

Der slowenische Autofahrer an sich wartet gerne geduldig an Zebrastreifen, bis sich auch der letzte orientierungslose Fußgänger entschieden hat, ob er über die Straße gehen mag oder nicht. Der slowenische Passant an sich ist sehr hilfsbereit, freundlich und beunruhigend zuvorkommend. Hat man einmal für 30 Sekunden den Stadtplan vor der Nase, wird man umgehend gefragt, ob man Hilfe benötigen würde. Ich fühle mich sehr schnell sehr wohl und bin nur kurz von den Werbeplakaten der SDS-Partei irritiert, die mit vollen Flüchtlingsbooten und anderen rechtspopulistischen Scheißargumenten um Stimmen für die anstehenden Parlamentswahlen am 03.06. buhlt. Die wird hier schon keiner wählen, so nett wie die alle sind.

Die Stadt ist allerdings erwartungsgemäß nicht sonderlich ansehnlich. Entstanden ist Nova Gorica infolge der Grenzziehung zwischen Italien und Jugoslawien im Frieden von Paris von 1947, als die ursprüngliche Stadt Görz geteilt wurde. Jugoslawien wurden kleinere Vorstädte sowie der von Partisanen besetzte Bahnhof der Wocheiner Bahn zugesprochen. Ab 1948 wurde Nova Gorica dann am Reißbrett entworfen und als sozialistisches Urbanismusprojekt des Architekten Edvard Ravnikar aus dem Boden gestampft.

Am nächsten Morgen fehlt Günter unentschuldigt beim Frühstück. Spätestens jetzt wäre er aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader gestrichen worden, wäre er diesem längst fälligen Schritt nicht durch seinen Rücktritt zuvorgekommen. Aufgrund seiner Nichterreichbarkeit und meiner unbändigen Motivation entschließe ich mich, alleine durch das Sočatal zu wandern und einen Blick auf die „Solkanski most“ zu erhaschen. Der anfangs leichte Nieselregen wird ab 10.30 Uhr dermaßen stark, dass ich die Wanderung abbreche und völlig durchnässt zum Hotel zurückkehre. Nach einer warmen Dusche dreht mir der Wettergott die lange Nase, setzt den Regen aus und lässt die Sonne scheinen. Da sich Günter nur kurz darauf wiedergenesen meldet, heiß es alsbald: Alles auf Anfang.

Nach einem schmackhaften Ćevapčići-Imbiss im Brot treten wir die Wanderung also gemeinsam an. Die kristallklare Soča (oder der Isonzo, wenn man es italienisch mag) fließt in schönstem türkis zu unserer Rechten und es entstehen werbeplakattaugliche Fotos mit Dosenbier. Das Gebirge drumherum könnte malerischer nicht sein und der Blick auf die größte gemauerte Eisenbahn-Bogenbrücke der Welt ist überaus imposant. Im ersten Weltkrieg war die Brücke durch österreichisch-ungarische Pioniere gesprengt worden, die sich im Tal blutige Gefechte mit den Italienern lieferten. 1927 wurde die Brücke wieder eingeweiht und im zweiten Weltkrieg überstand sie einen Luftangriff der Westalliierten nahezu unbeschadet. Da auf der Eisenbahnstrecke der Wocheiner Bahn, die einst vom kaiserlichen Österreich errichtet worden war, um das heutige Jesenice mit dem Hafen von Triest zu verbinden, mittlerweile nur noch Nahverkehrszüge in sehr ungünstiger Taktung verkehren, kommen wir leider nicht in den Genuss, die Brücke mit der Bimmelbahn zu passieren und so müssen wir die gut 13 Kilometer aus dem nächsten Ort Plave auch retours wieder zu Fuß zurücklegen.

Am Spieltag bleibt noch genügend Zeit, dem italienischen Grenzstädtchen Gorizia einen Besuch abzustatten. In das „Castello di Gorizia“ erhält man freien Eintritt und hat von dort aus eine wunderbare Aussicht auf die Berge des Sočatals, von denen noch immer einer durch einen riesigen steinernen TITO-Schriftzug geziert wird. Die Gefolgschaft des jugoslawischen Staatspräsidenten hatte so einst dafür gesorgt, dass sich die Italiener tagein, tagaus über den Verlust ihres (erhofften) Territoriums ärgern mussten, während man auf dem Burghügel mit einer überdimensional großen italienischen Flagge die Jugoslawen auf der anderen Seite optisch malträtierte. Ätsch, selber doof!

Heute muss der 1947 gegründete (→ Frieden von Paris) ND Gorica am vorletzten Spieltag der slowenischen Fußballliga antreten. Aber Fußball und Politik haben ja miteinander nichts zu tun, wie aufmerksame Leser der Kommentarspalte der Faszination Fankurve wissen dürften. Die Gäste aus Koper sind in der ersten Erstligasaison ihrer Vereinsgeschichte (während sich Gorica zu den 21 Gründungsmitgliedern der slowenischen Fußballliga zählen darf und seither alle 27 Jahre erstklassig spielte) aktuell 10. und somit Tabellenletzter und dürften in zwei Wochen den Weg zurück in die Zweitklassigkeit antreten. Auch für Gorica geht es tabellarisch um nichts mehr, sodass das Spiel ganz im Zeichen des Abschieds von Vereinslegende Miran Burgič stehen kann. Nach vier Jahren bei den Junioren, sowie 145 Spielen und 49 Toren für die „Erste“ setzt der 33-jährige – nach den Zwischenstationen AIK Solna, Wacker Innsbruck, Hapoel Ramat Gan, Ethnikos Achas und Olimpija Ljubljana – an diesem Nachmittag einen Haken hinter seine Karriere.

Auf der Tribüne haben sich an einem Mittwoch um 16.00 Uhr Fans, Familie und Freunde Burgičs in all den Trikots der Vereine seiner Karriere eingefunden. Der Stadion-DJ bedient eine selten dagewesene Bandbreite von Motherfucker-Hip-Hop bishin zu slowenischer Akkordeonfolklore und währenddessen formieren sich Jugendspieler des Clubs auf dem Rasen zu einem deutlich lesbaren „HVALA“. Noch vor Beginn des Spiels darf Burgič einen Balkon auf der Haupttribüne besteigen und sich neben einem Blumenstrauß auch den verdienten Applaus des Publikums abholen. Noch nicht dabei sind die Ultras auf der Gegengerade, die den Anpfiff heute leider um gut 10 Minuten verpassen werden.

Das Spiel beginnt fußballerisch „vielversprechend“ und in den ersten Minuten darf FUDU direkt fünf hanebüchene Fehlpässe bestaunen. Nach vier Minuten würgt Leon Marinič den Ball nach einem schönen Angriff über den Flügel und einem klugen Pass in den Rücken der Abwehr mit Mühe und Not über die Linie. Nicht einmal zehn Minuten später humpelt Grudina auf Heimseite angeschlagen vom Platz und muss ausgetauscht werden, nach 25 Minuten verlieren auch die Gäste ihren ersten Spieler (Felipe Santos) verletzungsbedingt. Wenn die Akteure hier weiter dermaßen unbeholfen ineinander scheppern, dürfte es noch ein unterhaltsamer Nachmittag werden.

Nach 25 Minuten sendet der Gast ein erstes Lebenszeichen. In einem sonst weiterhin niveauarmen Spiel zischt ein Fernschuss nur knapp am Gehäuse Goricas vorbei. Im Anschluss hat der viermalige Meister und dreimalige Pokalsieger Sloweniens (1996, 2004, 2005, 2006 / 2001, 2002, 2014) eigentlich wieder alles fest im Griff, ehe Ankaran wie aus dem Nichts mit einem trockenen Schuss aus 16 Metern zum Ausgleich kommt. Günters Liebling Žiga Lipušček, der als Innenverteidiger bis hierhin mit seinem guten linken Fuß, seiner Kopfballstärke und seiner soliden Technik herausragte, hatte den Ball relativ unbedrängt im Spielaufbau verloren – oder: ein unglücklicher Pressschlag, wie Günter zu Protokoll geben wird. Im weiteren Verlauf des ersten Spielabschnitts vergeben die Gäste noch eine Doppelchance nach einem Freistoß und nur wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff kann Gorica den Ball nach einer Ecke nur gerade eben so von der Linie kratzen.

In der Halbzeitpause gibt es für FUDU leider kein Bier käuflich zu erwerben. Die Ultras aus Gorica wissen offenbar von diesem unhaltbaren Zustand und verlassen zur Pause das Stadion, um sich auf dem Parkplatz ein schnelles Helles zu gönnen. Da sie bei der Rückkehr in das Stadion abermals kontrolliert werden, verpassen sie auch den Anpfiff des zweiten Abschnitts.

Nach zehn gespielten Minuten ist dann auch die Kurve endlich wieder komplett, doch es bleibt bei der bitteren Erkenntnis, dass man in der Stadt mehr Graffiti mit Fußballbezug gesehen hatte, als letztlich Supporter anwesend sind. Gerade einmal 20 Menschen zählen unter den heute 500 Anwesenden zu denjenigen, die so etwas wie Atmosphäre in den „Športni park“ zu zaubern versuchen.

Die Geschichte der zweiten Hälfte schreibt Miran Burgič – Ehre, wem Ehre gebührt. In der 55. Minute steht er als Abstauber goldrichtig und kann einen Kopfball nach einer Ecke, der zunächst an der Latte und dann am Rücken des Gästekeepers gelandet war, zum 2:1 verwandeln. In Folge rollt Angriff um Angriff auf das Tor von Ankaran zu, doch jedes Mal haben die Stürmer genügend Zeit, so lange nachzudenken, bis man endlich falsche Entscheidungen treffen kann und entweder überhastet abgeschlossen oder der letzte (mitunter nicht notwendige) Querpass nicht an den Mann gebracht wird.

Gästespieler Tim Vodeb versucht derweil, ein Kapitel der zweiten Hälfte für sich zu beanspruchen und glänzt mit einem Salto-Einwurf aus dem chinesischen Staatszirkus. Der Einwurf ist gleichermaßen spektakulär unnötig wie erfolglos, landet er schließlich in den Füßen Goricas, die im direkten Gegenzug durch den eingewechselten Humar (nach blitzsauberer Vorarbeit Burgičs) mit 3:1 in Führung gehen können. Strafe muss sein. Und weil es gerade so schön ist und läuft wie geschmiert, erzielt Burgič auch das 4:1 nach einem Eckstoß per Flachschuss aus 11 Metern selbst. Nach langer Verletzungspause und erst seinem dritten Saisontreffer wird er nun mit Musikeinspielern, viel Pathos und stehenden Ovationen verabschiedet. Perfekt für Vodeb, den alten Angeber, der die Bühne nun wieder für sich allein beansprucht und sich bei einem mehr als albernen Skorpionkick à la Ibrahimović beinahe das Rückgrat bricht, ehe Schiedsrichter Kovacić die denkbar belanglose, aber unterhaltsame Partie beendet.

Nach dem Spiel kehren wir in einer Gaststätte ein und bestellen ein Schnitzel aus Ljubljana. So etwas leckeres isst man schließlich ja auch nur alle Jubel Jahr mal. Am Ende des Festmahls bestellen wir ein Bier zum Mitnehmen für’s Hotelzimmer, doch dieser Vernunftlösung – angesichts der frühen Abfahrtszeit Günters am morgigen Donnerstag – weiß der Kellner einen Riegel vorzuschieben. Nicht erlaubt. So kehren wir noch einmal in der kleinen Stadionkneipe gegenüber unserer Herberge ein, die wir bereits gestern Abend besucht hatten, um bei „Union Pale Ale Nelfiltraty“ den Abend ausklingen zu lassen. Doch leider haben wir unsere Rechnung ohne einen schnurrbärtigen Trinker gemacht, der uns recht bald als weit gereiste Gäste entlarvt hat und nun trotz mangelhafter Englischkenntnisse beherzt in den Smalltalk eintritt. Einige jüngere Slowenen eilen dolmetschend herbei und es entwickelt sich ein feucht-fröhlicher Abend in geselliger Runde, wobei der schnurrbärtige, der sich mittlerweile als Vater Burgič herausgestellt hat, die eine oder andere Runde Wein und Bier spendiert, während sein Sohnemann im Hintergrund mit seinen alten Jugendfreunden zecht.

Der Abend verläuft so lange positiv, bis wir uns über Innenverteidiger Žiga Lipušček erkundigen. Wir erfahren, dass Lipušček 2016 in einen Autounfall verwickelt war, bei dem zwei Jugendspieler aus Maribor ihr Leben ließen und ein Torwart nur schwer verletzt überlebte, während Lipušček mehr oder minder unverletzt aus dem Wrack geborgen werden konnte. Neben der enormen psychischen Belastungen machte Lipušček zuletzt auch ein Infekt zu schaffen, sodass wir Zeuge seines ersten Heimspiels seit gut drei Monaten werden durften. Aufgrund unseres Interesses an dem uns bis dato völlig unbekannten Jungspund (… der dann übrigens fünf Monate später sein Debüt in der slowenischen U21 feiern wird – man hat bei FUDU eben wirklich ein Auge für Qualität) werden wir für Scouts aus Deutschland gehalten und plötzlich kippt die Stimmung. Vater Burgič spricht auf einen Schlag nur noch slowenisch und die Dolmetscher gehen nach und nach auf Abstand, verlassen die Kneipe und beginnen draußen, wild umher zu telefonieren. Zeit für uns, zu gehen – auf fremde Kosten getrunken haben wir ohnehin genug.

In der Nacht vom 03. zum 04.06.2018 werden dann übrigens die Ergebnisse der slowenischen Parlamentswahlen bekannt gegeben. Die „einwanderungsfeindliche“ SDS erhält erschütternde 25% der Stimmen und geht als klarer Gewinner hervor. Es ist hoffnungslos. Und somit muss ich leider verkünden: So lange dieser menschenverachtende Trend auf diesem Kontinent anhält, werde ich für KEINEN europäischen Staat mehr Länderspiele bestreiten! /hvg