712 712 FUDUTOURS International 19.03.24 12:11:49

15.10.2017 Skive IK – FC Roskilde 0:2 (0:1) / Skive Idrætspark / 560 Zs.

Der erste Tag des Urlaubs verläuft mehr als bescheiden. Zuerst quälen wir uns über die A10, A24, A21 und die A7 bis zur Dänischen Grenze. Dann winkt uns der Grenzer schnell durch („Wer oder was ist das Schengen-Abkommen?“), nur um an der Stadionkasse vom Middelfart Gymnastik & Boldklub gesagt zu bekommen, dass Astrid Lindgren gar keine dänische Schriftstellerin ist. Und auch Greta Garbo ist keine dänische Schauspielerin. Upps….. da haben wir wohl schwedische Kronen statt dänischer eingepackt. In Vejle vor einigen Jahren ließ man uns Glücksschweine noch aus Kulanz umsonst ins Stadion, weil wir nur eine Kreditkarte, aber kein Bargeld dabei hatten. In Middelfart sieht es leider anders aus, hier bleibt man standhafter und verlangt Hartgeld oder mobilpay. So hat es zur Folge, dass Nadjuschka noch einmal den Tschechenbentley startet und sich auf die Suche nach einem Geldautomaten machen muss. Ich bleibe vor Ort und schaue von einer Erhöhung das Spiel der 2. Division (dritte Liga) gegen den BK Avarta. Mit der Wiederkehr von Nadjuschka, sie berichtet noch von einer durchaus sehenswerten Innenstadt, fällt das 1:0 für die Heimmannschaft. Wir können dann noch die restlichen 60 Minuten des Spiels im Stadion sehen. Nur drei meldepflichtige Sachen gibt es noch: in Spielminute 63. fällt noch das 2:0 durch Peter Kristensen, Adigun Salami spielt jetzt für Middelfart und ich trinke ein in Fünens größter Brauerei gebrautes „Albani Pils“.

Anschließend geht es weiter nach Søndervig, um den Schlüssel für unser Häuschen in der Nähe des Stadil Fjordes abzuholen. Schnell bringen wir dies hinter uns und verschwinden, denn Søndervig ist völlig überfüllt mit Kartoffeln in funktionaler Outdoorbekleidung. Auch deswegen verzichten wir auf einen Biereinkauf im örtlichen Supermarkt. Das Häuschen liegt, wie im Internetz versprochen, im Wald, kaum Häuser in der Umgebung und der Fjord liegt auch nicht weit entfernt. Das einzige Problem ist das Wetter der vergangenen Tage. Die Einfahrt ist völlig matschig und so bleibt der Tschechenbentley in der Pampe stecken und bewegt sich keinen Meter von der Stelle. Wir versuchen noch mit einigen Manövern den Boliden zu bewegen, was allerdings nicht von Erfolg gekrönt ist. Es wird langsam dunkel, die Lust und Kräfte schwinden und wir brechen die Rettung ab. Die Matschaktion lässt die Fahrt zum Supermarkt in weite Ferne rücken und wir müssen den Abend ohne Bier beenden. Nej, nej, nej!

Trotz Ølkrise am gestrigen Tage wache ich mit leichtem Kopfschmerz auf, hatten doch Nadjuschka und ich die einzig mitgebrachte Weißweinflasche geleert. Das Auto ist dann Dank Schippe und Brennholz unter den Rädern schnell befreit und schon bewegt sich das Gefährt in Richtung Holstebro Idrætspark. Da ich ein großer Freund des „Doppler Effektes“ bin, ist der Plan heute folgender: ab 13 Uhr eine Halbzeit in Holstebro schauen und sich dann auf den Weg nach Skive (Anstoß 14.30 Uhr, Fahrstrecke 45 Minuten) begeben. Der FUDU-Tours Definition nach reicht ja auch eine Halbzeit für ein Kreuz, daher habe ich kein schlechtes Gewissen ein Stadion auch mal ein wenig früher zu verlassen oder auch mal später zu betreten. Der Kollege Fackelmann und das restliche Havelland sieht dies ein wenig anders, aber das ist ja deren Problem.

Holstebro BK spielt aktuell in der Danemarksserien (4. Liga) und hat heute Aalborg BK II zu Gast. Der Holstebro Boldklubben hat fußballerisch in Dänemark bisher keine großen Spuren hinterlassen, eine Handvoll Spielzeiten in der 1.Division, ansonsten spielte der Verein eher mehrheitlich unterklassig. Am Fußball-Kontext gemessen ist das Stadion mit seiner Kapazität von 15.000 Zuschauern maßlos überdimensioniert, aber vielleicht ist die Laufbahn und die anderen Leichtathletik-Anlagen ein Indiz dafür, dass eher Fußball die Randsportart in dieser Stadt ist. Das Stadion ist schnell erreicht, auf „Sightseeing“ außerhalb des Stadions wird verzichtet, denn das Stadion hat sicherlich mehr zu bieten als die gesamte Innenstadt, obwohl Kenneth Anger dazu anmerkt, dass es sich bei Holstebro um das Las Vegas Dänemarks handelt. Diese Information erreicht uns leider zu spät, die korrekte Währung hätten wir jetzt ja auch gehabt. Ich bin noch dabei ein Foto von den Flutlichtmasten und dem Aalborger Mannschaftsbus zu schießen, da werden Nadjuschka am Eingang schon fast die Kronen in die Hand gedrückt, denkt doch ein älteres Pärchen, dass sie heute abkassiert. Nadjuschka kann ihre Berufung halt nicht verbergen, weist aber darauf hin, dass der Eintritt heute frei ist, sponsert doch die örtliche Dachdeckerbude heute den Eintritt. Geht doch! Tak for det!

Bedingt durch das – für unsere Verhältnisse – sehr frühe Erscheinen, bleibt noch genügend Zeit für eine Stadionrunde. Wir betreten eine große steile und unüberdachte Gegengrade, mit Stehplätzen und den dazugehörigen Wellenbrechern. Auf Höhe der Mittellinie gibt es einige blaue Sitzbänke. Sonst dominieren schiefe Stufen und Wildwuchs auf den Traversen. Erinnert an alte „Stadion an der Alten Försterei“ Zeiten, ebenso wie der Zuschauerzuspruch am heutigen Tage. Abgerundet wird dieses Ensemble durch anständige vier Flutlichtmasten. Einfach nur wunderschön, denn die Stadien in Dänemark sind doch in den oberen Ligen oft recht einheitlich und weiter unten eher auf Sportplatzniveau mit größerer Haupttribüne und einigen gezimmerten Holztribünen. Dazu noch eine dänische Standard-Haupttribüne inklusive Sanitäranlage, Umkleidekabine und so weiter.

Auf der Laufbahn befindet sich eine große Hüpfburg in „Wild West“ Optik, passend zur geografischen Lage Holstebros, auf der die Balljungen herumtoben. Die Old School(stebro) Fraktion lässt es ruhiger angehen und hat es sich auf Plastikstühlen gemütlich gemacht. Nicht unweit von ihnen befindet sich der Bierstand, wo sich die listigen Alten ihre letzte Ølung besorgen.

Dänen ist der Sport doch scheißegal“, denkt sich Fetti! Gereicht wird ihnen und mir in Skive gebrautes „Hancock“ Bier als Pils oder dunkles Lager.

Mit Anpfiff der Partie positionieren wir uns vor der Haupttribüne und kommen so noch in den Genuss einiger Sonnenstrahlen. Wir sehen ein recht munteres Spiel, mit einem etwas besseren Gastgeber, allerdings trifft Niclas Lind Simonsen in der 10. Minute mit dem ersten vernünftigen Angriff für Aalborg zum 1:0. Mit diesem Spielstand endet auch die erste Halbzeit und mit dem Pfiff verlassen wir das Stadion. Im Auto geht dann das Navi nicht an, eine Dänemark-Karte haben wir leider nicht zur Hand, auf Smartphone-Ebene sind wir nur ungenügend aufgestellt und so fahren wir zunächst durch die Stadt auf der Suche nach einem Straßenschild, welches uns in Richtung Skive führt. Dieses taucht auch nach nicht allzu langer Zeit auf, nötigt allerdings Nadjuschka dazu, den Wagen mit quietschenden Reifen einmal in die komplett andere Richtung lenken zu müssen.

Im Ort angekommen, soll ich die Augen nach den Flutlichtmasten offenhalten. Diese sind allerdings nirgends zu entdecken, so legen wir noch einen außerplanmäßigen Zwischenstopp am Posthustorvet ein und die dort ausgehangene Karte zeigt uns den Weg in Richtung Skive Idrætspark. Diesen betreten wir in Spielminute 12, womit klar ist, dass wir auch das dritte Spiel nicht komplett sehen werden. Tore haben wir noch keine verpasst und auch wenn man hier noch nicht war, verpasst man leider nicht allzu viel. Eine Haupttribüne mit VIP-Balkon, daran anschließend gibt es eine Sporthalle. Ansonsten gibt es hier keine weiteren Ausbauten. So steuere ich den Bierwagen an und siehe da, auch hier gibt es die zwei bekannten Sorten „Hancock“. So komme ich noch in den Genuss des dunklen Lagers.

Auf dem Spielfeld macht der Tabellenletzte Skive IK bis zur 34. Minute das deutlich bessere Spiel und kommt durch Henriksen, Mogensen und Kock zu guten Chancen. Das Tor macht dann allerdings der FC Roskilde durch den Mikkel Thygesen, welcher auch mal ein halbes Jahr für Borussia Mönchengladbach spielte, bevor er wieder zum FC Midtjylland – von dem er auch kam – zurück ging. Sechs Minuten später kann Andreas Kock auch seine zweite Chance nicht versenken, Roskildes Keeper Schram kann seinen Angriff abwehren und der Ball geht nur gegen den Pfosten.

Zur Halbzeit bewegen wir uns in Richtung Haupttribüne. Dort geht es eher gemütlich zu, wirkt hier eher wie ein lockerer Ausflug aller Altersschichten als hitziger Abstiegskampf. Wurde Holstebro aus Stadiongründen ausgewählt, so wollte ich eigentlich nach Skive, um mir ein Autogramm von Thomas Dalgaard zu holen. Von diesem besitze ich eine Autogrammkarte aus seiner Zeit in Heerenveen, allerdings ohne Unterschrift, die aber vor Reiseantritt selbstredend nicht mehr auffindbar war. Der Torschützenkönig von 2012/13 (1. Division) und 2013/14 (Superligaen, trotz Abstieg!) für Viborg FF, wird in der 64. Minute eingewechselt, kann aber keine Akzente mehr setzen. Seine Kollegen treffen zwar noch zweimal den Pfosten, aber wieder ist es Mikkel Thygesen, der für Roskilde trifft und so in der letzten Minute den Deckel drauf macht.

Nach dem Abpfiff verschwinden Thomas Dalgaard und seine Kameraden recht schnell im Bauch der Haupttribüne. Die Gästespieler bedanken sich bei den zehn von Seeland mitgereisten Fans. Wir verlassen dann den Idrætspark, verwehren uns selbst den Zutritt zur „Zwei Grosse Bier Bar“ und suchen lieber den örtlichen „Kvickly Markt“ auf. Hier wandert für die Massephase „Dansk Guld“ in großer Anzahl in den Einkaufswagen, für die Klassephase „Høker Bajer“ und „Carlsberg 1883“. Dazu greife ich noch im Touristinformationsregal eine gratis Jütland Karte ab und so kann ich Nadjuschka wieder in Richtung Ferienhütte leiten, in der wir die Trainingshose anlegen und die Massephase einläuten. /hool